N'Toumi - endlich 'richtig' angekommen

Donnerstag, 12.09.2019

Als ich meinen Schrank im Zimmer 118I einräumen konnte, fühlte ich mich super. Unglaublich gut sogar! Endlich Ordnung und Schluss mit Koffern. Obwohl ich eher eine unordentliche Person bin ... das tat echt gut.

Es gibt große und kleine Unterschiede für das Leben in Madras und N'Toumi. Zum einem sind wir nicht mehr 60, sondern etwa 100 Mädchen. Besonders zu den Mahlzeiten ist es dann immer sehr laut und sehr voll im Gemeinschaftsraum. Deswegen gibt es die Ansagen immer nach dem Essen mit Übersetzungen - dafür bleiben alle 30min sitzen. Freitags ist das Mittagessen in Stille mit klassischer Musik - da fiel mir erst auf, wie laut es die letzten Tage war.

Wir haben immer noch nur eine Waschmaschine ... die ein kleines Monster ist. Ich lege mich nicht nochmal damit an und setze die nächste Zeit auf Handwäsche.

In N'Toumi gibt es 4-Bett-Zimmer. Sollte man nicht dank Bettwanzen o.ä. das Zimmer wechseln, ist man die ganze Zeit mit den gleichen Leuten zusammen (logisch). Da man länger bleibt, sind die Zimmer besser eingerichtet - neben Schränken gibt es auch einen Tisch, einen Hocker und Steckdosen. Wenn man Glück hat, funktionieren letztere sogar, aber Stromausfälle sind in N'Toumi gar nicht so selten. In dieser Woche hatten wir 3 Tage kein Licht.

Das Zimmer teile ich mir mit Ana aus Polen (zumindest bis Sonntag, dann ging es für sie zurück nach Hause), Fayal aus Indien (seit Mittwoch) und Ruma aus Bangladesch (nur für kurze Zeit, ihr Zimmer wurde dank Bettwanzenfund geschlossen und die Mädchen auf andere Zimmer aufgeteilt).

Es gibt eine kleine Bibliothek, eine große Kissenecke, Platz zum Basteln und viele Tische und Bänke im Gemeinschaftsraum. Generell ist er viel größer als der Raum von Madras und mir gefällt er sehr! Außerdem haben wir einen Computer - von 14 bis 19 Uhr kann man im Internet surfen, außerhalb dieser Zeit kann man sich mit solitaire und paint beschäftigen.

Meine Arbeit diese Woche war vormittags sehr anstrengend. Körperliche Arbeit wie Tische schleppen, Zelte putzen und abbauen, Holzplanken verladen - ich habe immer noch Schmerzen im Rücken. Nachmittags war es dann einfacher: Picknicks packen. Nach 2 Tagen waren wir damit fertig und vertrieben uns die restliche Zeit mit Kartenspielen und 'Mate' - ein Teeritual aus Argentinien, das war echt schön und viel besser als 'Club Mate' aus Deutschland. Abends war ich zuständig für das Allergikeressen - jeden Tag Reis mit Gemüse, yeah!

Ich lernte sehr viele neue Leute kennen und verbrachte doch noch etwas Zeit mit ehemaligen Madrasmädchen. Davon musste ich über die Woche noch einige verabschieden, besonders schwer fiel mir der Abschied von Niki aus Singapur. Wir haben wirklich viel Zeit miteinander verbracht, eines Tages möchte ich sie besuchen. Ich bin sehr dankbar sie kennengelernt zu haben, denn außerhalb von Taizé wären wir uns wohl nie begegnet.

Innerhalb einer Woche habe ich mich gut eingelebt (ein Schrank wirkt Wunder!!). Die Arbeit hält mich von gelegentlicher Trauer ab, man ist meist durchgehend beschäftigt. Trotzdem vermisse ich etwas die Zeit in Madras.

Mittlerweile bin ich auch gar nicht mehr 'neu' in Taizé, immerhin bin ich seit einem Monat Permanent. Deswegen fühle ich mich etwas komisch, wenn jede Woche immer noch neue Gesichter dazu kommen, neu anfangen. Und doch habe ich manchmal das Gefühl, völlig neu zu sein. Komisch.

Zuletzt noch mein Highlight der Woche - eine Gesprächsrunde zwischen heutigen Permanents und Permanents aus den Jahren 1971-1989! Sie zeigten uns ein Gesangbuch von 1989, welches nur 64 Lieder hatte (die heutigen Hefte haben 159). Außerdem noch alte Postkarten und Fotos von sich vor der Kirche. Es war eine tolle Stimmung und die 'alten' waren begeistert, dass es nach 40 Jahren noch Taizé und Permanents gibt. Dieser Ort ist wohl für die Ewigkeit.

Vielen Dank fürs Lesen!