Reflektionswoche und einige Treffen ... und wieder Abschiede

Montag, 02.09.2019

Rückblickend war diese Woche gar nicht so krass, wie ich sie mir vorgestellt habe. Das heißt aber nicht, dass sie langweilig war oder so! Nur bedeutet das Wort "Workshop" in Taizè nichts praktisches, sondern eher 2 Stunden Vortrag und Fragerunde mit Experten. Mehr dazu gleich.

Zuerst möchte ich erwähnen, dass man den Unterschied zwischen einer normalen Woche und der Reflektionswoche nicht nur an der Zahl der zu besuchenden Workshops erkennen kann, sondern auch an der Lautstärke in der Kirche und an den Leuten, die nach den Gebeten noch sitzen bleiben um zu singen und zu beten - und generell auch an der Stimmung. Selbst die Silence-Schilder taten ihre Wirkung! Dass also diese Woche kaum Leute unter 18 Jahren da waren, das merkte man. Und das meine ich echt im positiven Sinne! Es war schön, dass es etwas ruhiger war.

In meinem letzten Post schrieb ich, dasss die Permanents entweder den Vormittag oder den Nachmittag frei hätten. Das war auch der Fall, und das war auch echt schön! So konnte man sich entscheiden, ob man an einem Workshop teilnimmt oder sich im Garten etwas entspannt.Vormittags kümmerte ich mich um den Gemeinschaftsraum von Madras, nach dem Mittagessen konnte ich dann frei entscheiden was ich tun würde. Dass mir nicht ständig die Zeit im Nacken saß, war toll - auch wenn das hieß, dass man ab 17 Uhr hungrig auf das Abendessen wartete, weil es keinen Nachmittagssnack von der Arbeit gab. Meh.

Montag besuchte ich einen Workshop über jüdische Traditionen und zeitgenössische Umweltprobleme. Klang ganz interessant, war es aber letztendlich doch nicht so. Die meiste Zeit analysierten wir hebräische Wörter. Dienstag ging ich zu einem Vortrag von Kardinal Reinhard Marx zum Thema: "Das Evangelium heute leben und verkünden". Ich habe absolut keine Erinnerungen daran. Später am Tag hatte ich ein Gespräch mit Bruder Alois (und weiteren ca.150 Leuten) im Haus der Brüder. Zuerst schmierten sie Baguettebutterbrötchen und schenkten uns Tee ein, dann kam Alois hinzu und es gab eine Fragerunde. Ich saß ganz nah bei ihm, das war echt krass.

Mittwoch traf ich den Kardinal noch einmal in einer kleinen Runde mit anderen Permanents. Er selbst war zuletzt vor 44 Jahren in Taize gewesen, deswegen wollte er einige aktuelle Erlebnisse von Permanents hören. Danach war ich aber zu kaputt für einen Workshop und legte mich in den Garten.

Donnerstag war dann der Höhepunkt der Woche für mich, denn ich besuchte den Workshop über Entscheidungen im Leben. Und mir ist etwas bewusst geworden: Ich muss gar nicht so ganz ganz lange in Taizé bleiben, da ich jedes Jahr wiederkommen kann. Momentan erscheint mir eine Zeit von 6-12 Monaten viel zu lang - dieses Gefühl kann sich aber in den nächsten Wochen bestimmt wieder ändern. Aber allein der Gedanke, dass ich nicht bleiben MUSS, gab mir ganz viel gute Energie.

Samstag ging ich zum einzigen praktischen Workshop der Woche, über Kunst und emotionale Gesundheit. Aber wir haben uns eigentlich nur auf den Kunst-Part konzentriert und danach etwas über unsere Erfahrungen gesprochen. Ich hatte sehr viel Spaß beim Erschaffen von Kunstwerken aus Naturmaterialien :)

Diese Woche war die letzte Woche mit den Mädchen aus Madras - Sonntag und in der kommenden Woche machten sich fast alle wieder auf den Heimweg. Das wurde mir aber erst am allerletzten Tag so richtig bewusst, als ich letzte Gespräche führte und nette Nachrichten an die meisten Mädchen schrieb. Ich vermisse alle sehr, in den letzten Wochen sind wir zu einer netten Gruppe geworden und einige werde ich wohl nie wieder sehen. Abends bildeten wir im vorderen Teil eine Singgemeinschaft und es tat gut, gemeinsam zu singen, zu lachen und zu weinen. Der Abschied am Sonntag nach der Messe tat echt weh.

Besonders Niki aus Singapur werde ich sehr, sehr vermissen. Fast jeden Tag redeten wir stundenlang über einfach alles, so eine intensive Zeit hatte ich selten oder noch nie mit einer Person. Es ist unglaublich, was man für tolle Menschen in seinem Leben trifft und doch ziehen lassen muss. Nächste Woche ist sie zwar noch in Taizé, aber in Stille. Ich habe ein wenig Angst vor dem endgültigen Abschied, aber auch Hoffnung, sie wieder zu sehen - ob in Taizé oder irgendwo anders.

Huh, kommen wir von dieser traurigen Sache noch zum Abschluss zu einer ganz wundervollen Sache - ein Schrank. EIN SCHRANK!!! Ja, Madras wurde Sonntag geschlossen, und alle Mädchen, die noch bleiben, zogen in das neue Mädchenhaus N`Toumi. Jetzt fühle ich mich endlich so richtig "angekommen". Was sich alles ändert und so könnt ihr dann im nächsten Beitrag lesen!

Danke wieder für alle Kommentare und an alle, die sich den Blog ansehen!