Berichte von 12/2019

"Lagebericht" der letzten Wochen

Dienstag, 17.12.2019

Es sind unglaublich viele Dinge passiert, seit ich das letzte Mal etwas berichtet habe. Jedes Mal, wenn ich mich hinsetzen und schreiben wollte, passierte schon das nächste Ereignis, und irgendwie habe ich dann den Zeitpunkt verpasst für einen neuen Blogeintrag. Aber bevor der Blog hier noch dauerhaft einschläft dachte ich mir, dass ich einfach einen sehr langen Eintrag schreibe, der die letzten Ereignisse zusammenfasst. Nicht die beste Lösung, weil einiges schon lange zurück liegt, aber so kommt endlich Leben hierhin und das erleichtert dann auch die folgenden Einträge.

"Goodbye and see you" zu Fayal 

Am 23.11. verabschiedete ich meine Zimmernachbarin Fayal aus Indien. In einem früheren Blogeintrag habe ich sie schon einmal erwähnt, aber nicht weiter beschrieben. Also, Fayal ist unglaublich aufgeschlossen, ehrlich und sehr begeisterungsfähig. Wir haben uns gut verstanden und es war wirklich eine tolle Erfahrung, mit ihr zusammen zu leben (indischen Akzent verstehe ich relativ gut mittlerweile!). Jetzt sende ich ihr 2-4x in der Woche während des Gebets Aufnahmen von Liedern. Ich hoffe, wir bleiben in Kontakt und ich kann sie eines Tages besuchen.

Geburtstag in Taizé

Tja, und ein paar Stunden später wache ich auf und bin ein Jahr älter auf dem Papier. Am Abend zuvor hatte ich alle Grußkarten (die bis dahin angekommen waren) und Geschenke zurechtgelegt, damit ich alles nach dem Aufwachen direkt auspacken konnte. Das ist eine Tradition von zuhause und es war schön, sie fortführen zu können. Nach dem Gottesdienst ging es zur Arbeit, es wurden Baracken geputzt. Mein Team sang mir sogar ein Ständchen, aber sonst war alles wie immer. Über den Tag wurden mir Geburtstagswünsche gesendet oder Anrufe kamen bei mir an. Mir wurden Kuchen und Süßigkeiten geschenkt und am Nachmittag ging es auf einen Waldspaziergang (nicht meinetwegen, alle Mädchen sammelten Dekoration für die Gemeinschaftsräume). Abends gab es wie jeden Sonntag Pizza - so sehr unterschied sich mein 19. Geburtstag fast gar nicht von den vorherigen. Es fühlte sich aber mehr wie ein normaler Tag (dank der Arbeit) mit Ständchen an.

Die 'Herr der Ringe'-Filme gucken

Eine andere Tradition an meinen Geburtstagen ist es, einen Film zu gucken (und davor zu basteln oder auf den Weihnachtsmarkt zu gehen ...). Vor ein paar Monaten hatten Frida und ich die Idee, die 'Herr der Ringe'-Filme zu gucken. Ich fragte meine Eltern danach und ein paar Wochen später hielt ich einen USB-Stick mit den Filmen (auf Englisch natürlich) in den Händen. Es dauerte eine Weile, aber am 24.11. saßen die Hälfte aller N'Toumi Mädchen in der Kissenecke und guckten den ersten Teil auf einem kleinen Laptop. Wir guckten jeden Film immer in zwei Teilen, weil sie sonst zu lang gewesen wären. Wir hatten echt viel Spaß dabei und die ganze Aktion gehört zu meinen Lieblibgsmomenten in meiner Zeit in Taizé.

2 kg Liebe

Am 25.11. bekam ich ein wirklich tolles Geschenk. Ein Päckchen kam für mich an, gefüllt mit vielen Grußkarten, Süßigkeiten und einem Adventskalender. Es fühlte sich echt, echt gut an  - da sitze ich 800 km entfernt von meinem Zuhause und Freunden in meinem Zimmer und war ihnen doch ganz ganz nah. Eine ganz besondere Sache, denn ich habe absolut nicht damit gerechnet. Danke an Rebekka, du bist echt verrückt und super! (Und danke hier an alle, die an mich gedacht haben. Einfach unbeschreiblich.)

Special Week für Permanents

In der ersten Dezemberwoche gab es nur einen Job für jeden Permanent und für alle eine besondere Bibeleinführung rund um die neuen 'Vorschläge' für das nächste Jahr. Diese und das Thema 2020 darf ich hier nicht verraten, weil es erst beim europäischen Jugendtreffen bekannt gegeben wird. Ich fand es zwar interessant, aber irgendwie kam ich nicht ganz mit. Hatte andere Gedanken.

Dekoration

Im letzten Eintrag berichtete ich ja schon, dass ich im Dekoration-Team für das Jugendtreffen zu Neujahr in Wroclaw (Breslau) bin. Nun, heute kann ich stolz verkünden dass wir fertig sind! Wir haben viel gemalt und an aufwendigen Blumendesigns gearbeitet. Das Ergebnis sieht man dann in ein paar Tagen in Polen. Ich war zuständig für einen Großteil an Grün (in beiden Designs). Außerdem habe ich ein paar blaue und rosa Blumen gemacht. Hier zwei Fotos von unseren Werken:

Mittagessen bei den Brüdern

Ein neues Konzept wird dieses Jahr ausprobiert - jeden Sonntag werden 4 girl Permanents zum Mittagessen mit den Brüdern eingeladen. Seit ich nach N'Toumi gekommen bin, wollte ich da unbedingt teilnehmen, am 8.12. war es soweit. Ich saß neben Bruder Matthew und es war echt nett. Während wir uns unterhielten, wurde echt gutes Essen rumgereicht (von den Brüdern selbst gekocht) ... und auch Wein. Oh Gott. Nach etwa 4 Monaten ohne Alkohol machte mich das eine Glas doch etwas fertig. Abgesehen davon war das Mittagessen echt toll und ein großes Highlight.

Kleine N'Toumi-Familie

Seit etwa 2 Wochen sind wir 'nur' noch 18 Mädchen in N'Toumi - der Rest hat Taizé entweder schon verlassen oder zog in das andere Mädchenhaus Lambarene um. Um ehrlich zu sein, ist es echt schön in so einer kleinen Gemeinschaft zu leben. Filmabende ("Herr der Ringe" und 'love, actually'), Spielerunden und Bastelaktionen sowie Gespräche sind einfacher. Nachdem ich 4 Monate durchgehend mit 40-100 anderen Mädchen verbracht habe, tut so eine kleine Runde auch ganz gut.

A Taizé Horror Story

N'Toumi hat zwei Stockwerke - doch die oberen Zimmer (Baracken) wurden letzte Woche geräumt, ich musste nach unten ziehen. Das fand ich ziemlich blöd, da ich so meinen schönen Ausblick über Taizé gegen eine Treppe austauschen musste und mein neues Zimmer (117K) ... naja, es ist halt nicht so toll wie mein altes.

Jedenfalls, in meiner letzten Nacht in meinem alten Zimmer (118I) ... hörte ich um 4 Uhr morgens ein sehr lautes Kratzen und Wimmern an meiner Tür und war hellwach. Für 1-2 Minuten hatte ich den Schock meines Lebens, bis das Geräusch endlich verstummte. Eine halbe Stunde lang lag ich in meinem Bett und bewegte mich nicht, dann musste ich zur Toilette huschen und verlagerte anschließend meinen Schlafplatz vom unteren Bett auf das obere, versuchte zu schlafen. 5 Uhr war das Geräusch wieder da, diesmal an der Tür nebenan. In dieser Nacht hatte ich nicht viel Schlaf.

Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass ein junger Hund aus Taizé (Dorfteil) entlaufen war und auf der Suche nach einem warmen Platz durch ganz Taizé gerannt ist, schlussendlich bei N'Toumi und El-Abiodh landete. Nachtwächter Thore hatte Erbarmen. Ich nicht, ich hatte noch nie so viel Angst in Taizé. 

Ginger

Nun zur letzten Geschichte und vom Hund zur Katze. Vor 2 Wochen tauchte eine orange-weiße Katze in Taizé auf. Sie ist einfach nur toll und genau das, was ich in dem Moment brauchte. Die Katze ist sehr auf Menschen fixiert und sehr zahm (und flauschig und süß und schnurrt ...). Andere Katzen in Taizé sind wild und das komplette Gegenteil (da wird man angefaucht wenn man nur in die Nähe kommt).

Wir haben die Katze Ginger genannt und suchen momentan nach einem schönen Zuhause. Hier kann sie nicht bleiben, Gesundheitsrisiko. Ich würde Ginger echt gerne mit nach Hause nehmen, aber es gibt bestimmt ein näheres Zuhause für sie. Außerdem erwartet mich ja schon mein eigener Kater.

Okay, das wars erstmal. Das war los in den letzten Wochen. Wie Taizé im Advent ist, darüber schreibe ich das nächste Mal, versprochen.

Danke fürs lesen und kommentieren!